Grubenwasser und seine Bedeutung für die Energiezukunft
Die Geothermie bietet eine CO₂-neutrale Energiequelle, die uns unabhängig von internationalen Rohstoffmärkten macht. Besonders im Saarland birgt Grubenwasser ein enormes, bislang unterschätztes Potenzial. Als ehemaliger Bergbauingenieur kennt der Vortragende die Bedeutung des Grubenwassers genau: Ursprünglich als lästiges Nebenprodukt betrachtet, wird es heute als wertvolle Wärmequelle wiederentdeckt. Sowohl die sichere Energieversorgung als auch die Reduzierung von CO₂-Emissionen sind dabei zentrale Ziele.
Die aktuelle Energiepolitik fokussiert sich stark auf Strom, wobei die Wärme für die Energiewende ebenso entscheidend ist. Gerade deshalb sind innovative Projekte wie die Nutzung von Grubenwasserwärme ein wichtiger Hebel, damit eine umfassende Transformation gelingt.
Rahmenbedingungen und gesetzliche Vorgaben zur Wärmeplanung
Mit dem neuen Wärmeplanungsgesetz stehen die Kommunen unter Druck, bis 2028 Konzepte für eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erstellen. Dabei müssen sie klären, ob Gasnetze auf Wasserstoff umrüstbar sind oder ob der Ausbau von Fernwärmenetzen sinnvoll erscheint. Besonders auf dem Land stoßen zentrale Lösungen schnell an ihre Grenzen, weshalb der Fokus verstärkt auf dezentrale Geothermieprojekte gelenkt werden sollte.
Die Nutzung von Grubenwasser könnte hier eine sinnvolle Ergänzung sein, denn das Saarland verfügt über historische Bohrungen wie die Bohrung Saar 1, die präzise Daten über unterirdische Temperaturen liefern – ein großer Vorteil gegenüber anderen Regionen.
Technische Entwicklungen: Wärmepumpen und Rotationswärmepumpen
Klassische Wärmepumpen profitieren enorm von der konstanten Temperatur des Grubenwassers (etwa 25–30 °C). Je höher die Eingangstemperatur ist, desto besser arbeitet die Wärmepumpe. Neue Technologien wie Rotationswärmepumpen verbessern die Effizienz sogar um bis zu 50 %, sodass sich neue Möglichkeiten für kommunale Projekte wie Schwimmbäder oder große Wohngebiete eröffnen.
Auch innovative Wärmetauschersysteme und Reinigungsverfahren bieten heute Lösungen für typische Herausforderungen wie Ablagerungen durch mineralreiches Grubenwasser, wodurch die Anlagen wirtschaftlicher betrieben werden können.
Erfolgreiche Beispiele aus Nordrhein-Westfalen und Sachsen
Während das Saarland zögert, nutzen andere Regionen Grubenwasser bereits erfolgreich. In Bochum, Werne und im Energetikon Alsdorf versorgen Projekte Schulen, Feuerwehrhäuser und Wohnanlagen zuverlässig. Bereits 2018 veröffentlichte Nordrhein-Westfalen eine umfassende Potenzialstudie zur Grubenwassernutzung, während das Saarland noch auf veraltete Studien von 2011 zurückgreift.
Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen klar: Mit kluger Planung und gezielter Förderung können alte Bergwerke zu modernen Energiequellen werden, sodass Klimaziele schneller erreicht werden.
Herausforderungen: Politischer Stillstand und fehlende Betreiber
Trotz vorhandenen Know-hows und technischer Lösungen scheitert die Umsetzung im Saarland häufig an fehlender Finanzierung, politischem Willen sowie mangelnden Betreibern für Wärmenetze. Kommunen sind oft finanziell überfordert, und ohne eine übergeordnete Strategie bleiben viele Projekte auf halbem Weg stecken.
Die Stilllegung von Vorzeigeprojekten wie der geothermischen Anlage in Reden zeigt deutlich, wie leicht wertvolle Investitionen verloren gehen können. Es braucht Mut, Innovationsgeist und vor allem koordiniertes Handeln zwischen Gemeinden, Land und Wirtschaft, damit solche Fehler künftig vermieden werden.
Fazit: Geothermie als Schlüssel zur Wärmewende im Saarland
Die Nutzung von Grubenwasser zur Wärmeversorgung bietet dem Saarland eine einmalige Chance, einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende und CO₂-Reduktion zu leisten. Die geothermischen Potenziale sind vorhanden, wissenschaftlich dokumentiert und durch Beispiele aus anderen Regionen eindeutig belegt.
Trotz technischer Lösungen und gesetzlicher Rahmenbedingungen wird das Thema derzeit noch zu wenig entschlossen verfolgt. Politische Trägheit, finanzielle Unsicherheiten sowie fehlende Betreiberstrukturen bremsen die Entwicklung aus. Damit die Klimaziele erreicht und die regionale Versorgungssicherheit gestärkt werden können, braucht es nun den Mut, bestehende Ressourcen zu aktivieren und neue Projekte strategisch zu planen.
Grubenwasserwärme könnte so zum zentralen Baustein einer nachhaltigen, unabhängigen und innovativen Energiezukunft des Saarlandes werden, wenn die Chancen konsequent genutzt werden.